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Trainingsbetrieb der Schachabteilung des 

Post-SV Memmingen

  

Wöchentliches Trainings- und Vereinsabend finden statt :  

 

Dienstag :       Amendinger Schule ab 18.00 Uhr                                                         Jugend

Donnerstag :   TVM-Gaststätte, Bodenseestr. 49, ab 19.00 Uhr                                    Erwachsene/Vereinsabend

Freitag :         Amendingen, ehemalige Zulassungsstelle (Hintereingang), ab 18.00 Uhr      Jugend

Samstag :       Jugendhaus, am Kempter Tor, ca. 15.00 – 17.00 Uhr                              Jugend

 

Trainingsgestaltung :

Die Organisation und Durchführung des Training obliegt den sechs Übungsleitern des Vereins, die allesamt eine C-Trainerausbildung des bayerischen Schachbundes durchlaufen haben.                                                                                          Durch Manfred Schweizer, unserem B-Trainer des Deutschen Schachbundes, werden Trainingsinhalte und -pläne erarbeitet und deren Qualität und Niveau stets auf aktuellem und höher Qualität gehalten.

 Wochenendseminare werden  Schachgroßmeistern und Schachtrainern wie Zigurds Lanka, Michael Richter und Misa Pap durchgeführt.

 

Trainingsinhalt :

Mit Beginn der Saison 2014/5 soll auch leistungsorientiertes Training durchgeführt werden. Zu

diesem Zweck wird das Trainingsmaterial der Chesstigers Akademie / Frankfurt

durchgearbeitet. Dieses umfasst, je nach Schwierigkeitsstufe ( DWZ 1100/1300/1500/

1800/2100) 40 Einheiten mit dem Ziel der signifikanten Leistungssteigerung der Teilnehmer.

Folgende Kurse (z.Z. DWZ 1300 und 1500) sind zugänglich für die Vereinsmitglieder.

 

Freitag   :         1300-DWZ-Kurs

Samstag :        1300-DWZ-Kurs / 1500-DWZ-Kurs

Dienstag:         1500-DWZ-Kurs

Die Einteilung erfolgt nach Einstufung der Leistungsstärke durch den Trainer.

 

Trainingsmaterialien allgemein (Auswahl):

Chesstigers 1300-DWZ-Kurs, 1500-DWZ-Kurs

Stappenmethode für Schüler und Jugendliche

Neu :    Chessbase-Magazin (Online-Schachzeitung mit Trainingsvideos)

            Chessbase-Video-DVDs (diverse - Eröffungen/Mittelspiel/Endspiel/Taktik usw.)

            Chesstigers-Kurse als PDF

            umfangreiche Partiedatenbank

            freie Schachprogramme




Trainingsthemen :

 An dieser Stelle soll Schachinteressierten jeweils eine gut analysierte, thematische Schachpartie in PDF-Form mit vier Aufgaben zum Thema als Download angeboten werden.  Als Einstieg wird das Thema "Matt beim Rochadeangriff durch Läufer und Springer" behandelt.  Die erste Ausarbeitung wird Anfang - Mitte September 2014 veröffentlicht.
 Ein weiteres Thema folgt Mitte Oktober.

 Leider ist es Mitte/Ende November geworden. Dennoch ist das Thema 02, zumindest nach meiner Meinung, gelungen. Jeder Sizilianischspieler sieht sich der Thematik konfrontiert, wie er gegen seltene Varianten sich zur Wehr setzt.  Mein Beitrag soll helfen, den Schwarzen mit adäquaten Mitteln zu unterstützen und den doch tückischen Waffen des Weißen den Zahn zu ziehen (Siehe Thema 02 - Fortsetzung folgt).

 Das Thema 03 ist im Anmarsch - es lautet :  Königsmöbilität ermöglicht den Mattangriff
(Veröffentlichung : 2.November-Woche)




Thema 01 :


Thematisches Matt durch Läufer (f6) und Springer (h6)

 

 

Einige Worte zu unserem Thema :

 Das Mattsetzen des Weißen durch den Läufer auf f6 und dem Springer auf h6 bildet zwar keine eigeneständige Motivgruppe wie Fesselung, Abzug usw., ist aber klar definierbar und gehört doch zum Standard-Repertoire eines jeden aufstrebenden Schachspielers. Auf den folgenden Seiten werden wir das Zusammenspiel der Kräfte sowie die Auswirkungen der Mattführung analysieren und anhand einiger Beispiele die Verfahrensweise des Weißen und Verteidigungsresourcen des Schwarzen darstellen. Viel Vergnügen !

 

 

Zielgerichtete Mattführung :

(4) Pyka,Christoph (1900) - Hoffmann,Peter (2011) [D20]

Bergisch Gladbach-ch Bergisch Gladbach (6), 27.09.1996

1.d4 d5 2.c4 dxc4 3.Sc3 e5 4.e3! exd4 5.exd4 Sf6 6.Lxc4 Le7 7.Sf3 0–0 8.Se5?! Sofortige Rochade war angesagt. Mit Sc6 oder c5 hätte Schwarz jetzt sofortigen Ausgleich. Der Textzug jedenfalls ist schwächer und gibt dem Weißen Zeit zur Entwicklung. Natürlich strebt Schwarz den Stützpunkt d5 an.  8...Sbd7?! Sehr passiv ! 9.0–0 Sb6 10.Lb3 c6 11.Lg5 [11.Te1 Sbd5 12.Dd3 Le6 13.Lg5 Te8 14.h3 h6 mit nahezu gleichwertigem Spiel.] 11...Sbd5 12.Df3 Le6 13.Tad1 [13.Tfe1 Te8 war zu bevorzugen.] 13...Sc7? Ein Tempoverlust, zumal der Weiße eh die Positionierung des Läufers auf c2 anstrebt 14.Lc2!? [14.Tfe1 Te8 15.Lh4 Lxb3 16.axb3 h6 17.h3 Scd5 18.Te2] 14...Ld5? Gibt der weißen Dame Zugang zu d3 und h3 und lässt Aktivitäten auf der f-Linie zu..  15.Dh3 [15.Dg3 Sh5 16.Dd3 g6 17.Lh6 Te8 18.f4 Lf8 19.Lxf8 Txf8 20.f5 Dg5 21.Tf2±] 15...g6 16.f4 c5?? Öffnet die d-Linie, gibt f5 Vorschub und lässt die Mattdrohungen real werden.


 17.dxc5 De8 [17...Lxc5+ 18.Kh1 Es drohen die Fesselungen d5 und f6, außerdem f4-f5.  18...Le7 19.Lxf6 Lxf6 20.Lb3 und der Ld5 fällt.] 18.Lxf6 Lxg2 Wenn dann in Schönheit sterben. Das Motiv Lf6 und Sh6 matt wird mit dem folgenden Zug Realität und gewinnt zumindest die Dame, wie nachfolgende Variante zeigt. 19.Sg4 Lxh3 [19...Lxf6 20.Sxf6+ Kh8 (20...Kg7 21.Sxe8+ Tfxe8 22.Kxg2 Die Stellung ist nicht mehr diskutabel.) 21.Dxh7#] 20.Sh6# Unser Motiv :



1–0

 

(2) Schild,Herbert (2000) - Mesman,F (2000) [B22]

Caorle op Caorle (1), 1988

1.e4 c5 2.Sf3 e6 3.c3 Sc6 4.d4 cxd4 5.cxd4 Sf6 6.d5 exd5 7.exd5 Da5+? 8.Sc3 Jetzt muß Schwarz den Springer bewegen ! 8...Se7 9.Lc4?? [9.d6 der Bauer ist nicht eroberbar. 9...Sf5 10.Ld3 Sxd6 11.0–0 Le7 12.Te1! Kf8 13.Lf4 Sde8 14.De2 Dd8 15.Lc4 Lb4 16.Tad1 Lxc3 17.bxc3 d6 18.Td4 Lg4 19.h3 Lxf3 20.Dxf3+- Weiß steht auf Gewinn. Der Bauer d6 fällt demnächst. Der Th8 führt ein Schattendasein.] 9...b5 10.Lb3? Vergibt seinen Vorteil, aber in der Folge sieht man die Felderschwächen, die sich Schwarz geschaffen hat. 10...b4 11.Se2 Sexd5 12.0–0 Le7?! Zu passiv. 13.Sed4 0–0 14.Sf5 Lb7 15.Lg5 Lc5! 16.Se5 d6? �17.Lxd5?! Nicht gefährlich, aber Schwarz pennt einfach ! [17.Sg4! Kh8 18.Sxf6 Sxf6 19.Lxf6 gxf6 20.Sxd6 Tad8 (20...Lxd6 21.Dxd6 Kg7±) 21.Sxb7+-] 17...Sxd5 18.Dg4!? Schön anzusehen, aber eigentlich nicht so effektiv. [18.Sd7 Kh8 19.Sxf8 Txf8 20.Dg4 Tg8± Nicht toll, aber Schwarz kann noch im Trüben fischen; vielleicht stolpert Weiß ja.]



18...Lc8?? Der Textzug führt zu unserem Motiv. [18...g6 19.Sh6+ Kg7 20.Sd7 Dc7 21.Sxf8 Txf8² Schwarz lebt noch !] 19.Lf6 g6 20.Sh6# 1–0

 

Motiv und Vorteil :

 In vielen Fällen tritt das Motiv nur ansatzweise in Erscheinung, da der Gegner versucht die Folgen abzuwehren und zu mildern und als Konsequenz dem Angreifer andere Vorteile einräumen muß.

 

(1) Unzicker,Wolfgang (2535) - Kan,Wai Shui (2360) [C84]

Nice ol (Men) qual-E Nice (7), 13.06.1974

1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 a6 4.La4 Sf6 5.0–0 b5 6.Lb3 Le7 7.d4 exd4? [7...d6] 8.e5 Se4 9.Ld5 Sc5 10.Sxd4 Lb7 11.Sf5 0–0 12.Lf4 Se6 13.Lg3 g6 14.Sxe7+ Dxe7 15.Sc3 Tab8 16.Dd2 Scd4? Öffnet dem Weißen alle Wege ! Das Feld f6 wird zum Dreh- und Angelpunkt. 17.Lxb7 Txb7 18.Sd5 Dd8 19.Sf6+ Kg7 20.Lh4 Dc8 21.Sg4 Sf5 22.Lf6+

 


Kg8 23.Sh6+ Sxh6 24.Dxh6 d5 25.Tad1 Der Springer e6 ist auf dem Punkt g7 fixiert (Matt), während der weiße Turm über d3 und g3 oder h3 ergreift und schließlich das Matt erzwingt. 1–0

 

(10) Kortschnoj,Viktor (2670) - Gurevich,Dmitry (2522) [E42]

US op Pasadena (10), 1983

1.d4 Sf6 2.c4 e6 3.Sc3 Lb4 4.e3 c5 5.Sge2 b6 6.a3 La5 7.Tb1 De7 8.Ld2 0–0 9.Sg3 Sa6 10.d5 Sc7 11.Df3 Lxc3 12.Lxc3 exd5 13.cxd5 Te8 14.Sf5 De4 15.Lxf6 Dxb1+ [15...Dxf3 16.gxf3 gxf6 17.Tg1+ Kh8 18.Kd2+- Weiß steht wesentlich besser.] 16.Kd2 De4 17.Dg3 Droht Matt auf g7 und holt sich auf c7 Material zurück. Dem Schwarzen bleibt außerdem nur die Schwächung der Bauernstellung mit g7-g6 und die weißen Figuren Lf6 und Sh6 verdammen den Schwarzen zur Untätigkeit. Die schwarze Dame ist überdies an d6 gefesselt.


17...Dxd5+ 18.Kc1 g6 19.Sh6+ Kf8 20.Dxc7 Lb7 21.Lb5 De6 22.Df4 1–0 . Ein möglicher Schluß wäre gewesen : 22...a6 23.Lxd7 Dxd7 24.Sf5 Te6 25.Dh6+ Ke8 26.Sg7+ Kf8 27.Sxe6+ Ke8 28.Df8# 1–0

 

Zusammenspiel der Kräfte :

 Wie Sie aus den vorangehenden Beispielen gesehen haben, arbeiten Springer, Läufer und Dame eng zusammen. Unter bestimmten Gegebenheiten kann die Dame auch durch einen Turm ersetzt werden. Entscheidend ist jedoch, daß die Bauernstellung g6 vorliegt und ausgenutzt werden kann. Folgende Schemata zur unserem Thema wären denkbar :

 

Eine Fiancettostellung des Gegners liegt vor :

  •       f6 ist mit dem Läufer besetzbar – Dieser gelangt über e7 oder meistens g5 nach f6. Die lange Diagonale spielt eine eigene Rolle, da der Läufer hier ja nach g7 und h8 zielt oder zielen will. Gegebenenfalls müssen noch Hindernisse aus dem Weg geräumt werden, wie beispielsweise d4 und e5 müssen freigemacht werden
  •        Ein weißer Springer muß die Möglichkeit besitzen, über f5 oder g4 nach h6 zu gelangen. Dabei muß bei f5 in der Regel eine Fesselung des Bauern g6 durch eine Schwerfigur auf der g-Linie vorliegen. Der Schwarze darf des Weiteren nicht in der Lage sein, die Drohung Sh6 durch h7-h6 oder h7-h5 zu entschärfen, sprich dem drohenden Matt über h7 zu entweichen.

 

Der Bauernzug g7-g6 wird erzwungen :

  •          In drei unserer Beispiele sehen Sie das erzwungene Lockern der Rochadestellung mit g6. Im ersten Fall muß eine Mattdrohung durch Lc2, Dh3 und Lg5 durch g7-g6 abgewehrt werden. Im zweiten Fall drohen Dg4, Sf5, Lf6 und Se5 auf verschiedene Arten mit Matt. Der dritte Fall ist ähnlich gelagert, Dg3, Lf6, Sf5 bedrohen den schwarzen König auf mehrfache Art und Weise
  •         Wieder haben die Figuren über die vorgenannten Felder die Möglichkeit auf die Schlüsselpositionen zu gelangen

Zusammenfassung der Merkmale :

  • Bauernstellung bei Schwarz : f7, (g6,) h7 – es geht auch ohne der g-Bauer
  • Der Punkt f8 ist durch den eigenen schwarzen Springer oder Turm blockiert oder unter gegnerischer Kontrolle
  • Mindestens der weiße, schwarzfeldrige Läufer und ein weißer Springer nehmen an der Mattführung teil.
  • Oftmals, je nach Bauernstruktur wirken die weiße Dame oder ein weißer Turm mit.

 

Verteidigungsressourcen :

 Die Verteidigungsmöglichkeiten resultieren in erster Linie im Durchschauen der weißen Pläne. Wie aus dem „Zusammenspiel der Kräfte“ deutlich wurde, gibt es bestimmte Felder sowie bestimmte Kräfteverhältnisse, die den Verteidiger zur erhöhten Aufmerkamkeit zwingen. Beispielsweise sollte sich der Verteidiger folgende Fragen stellen und gegebenenfalls Gegenmaßnahmen ergreifen:

  • Verteidigt der Fiancetto-Läufer den Punkt f6 sicher oder fehlt der Läufer etwa (nur bei vorheriger Fiancettierung des schwarzfeldrigen Läufers nach g7)
  • Kann der Angreifer den Läufer über e7 oder g5 nach f6 überführen ?
  • Springerwege über f5 und g4 nach h6 überprüfen ?
  • Greift die Dame oder eine Schwerfigur  auf dem Königsflügel ein ? Gibt es dann Drohungen gegen die Rochadestellung ? Muß diese durch g7-g6 geschwächt werden ?
  • Ist das Feld f8 blockiert durch irgendeine Figur oder kann dies geschehen ?

 

 

Thema 02 :


Mit Schwarz gegen das Morra-Gambit

(Das Gambit aus Sicht des Sizilianers)

 

 Für jeden Sizilianischspieler sind die Gambiteröffnungen wie 2.d4 oder b4 und Abspiele wie 2.c3 eine wenig geliebte Pflichtübung in  ihrer Lieblingseröffnung. Jedoch spielt die Vorbereitung und Kenntnis einiger Varianten hier eine wesentliche Rolle und hilft unangenehme Erfahrungen zu vermeiden und auch in diesen Gefilden ein positive Resultate erzielen zu können. Auf den nächsten Seiten und in den nachfolgenden Abhandlungen werden folgende Eröffnungsthemen behandelt :

            1.e4; c5 2.d4;             Morra-Gambit

            1.e4; c5 2.b4;             Flügelgambit

            1.e4;c5 2.c3;              Alapin-Variante

            1.e4;c5 2.f4;               Grand-Prix-Variante  

            1.e4;c5 2.b3;

Zuerst aber wenden wir uns dem Morra-Gambit zu.

 Um die Ideen dahinter besser verstehen zu können, diskutieren wir zuerst einmal den Sinn dieses Bauernopfers.

Ausgangsstellung des Morragambits nach 3.c2-c3

 Bei diesem Gambit geht es Weiß darum, seine Entwicklung so schnell wie möglich abzuschließen und über die Linien Druck auf die gegnerische Stellung auszuüben. Schlägt Schwarz den Bauern, nimmt Weiß diesen mit dem Damenspringer wieder und wird sich durch die Züge Sf3, Lc4 und die kurze Rochade weiter aufbauen. Weiß erlangt leichten Entwicklungsvorsprung sowie in den meisten Varianten Druck auf der d-Linie, teils auch auf den gegnerischen Damenflügel durch De2, Tfd1 mit den Bauervorstößen e4-e5 und b2-b4.

 

Standardstellung des angenommenen Morra-Gambits nach 9.Tf1-d1

Das Prinzip des Morra-Gambits ist es weniger, scharfes Spiel anzustreben, wenngleich dies nach fehlerhaften schwarzen Entgegnungen auch vorkommen kann. Vielmehr erhält Weiß für den Bauern eine langfristige positionelle Kompensation, wie sie für moderne Gambitspiele (z. B. das Wolga-Gambit) typisch ist. Allerdings ist fraglich, ob Weiß für den geopferten Bauern ausreichende Kompensation erhält, denn anders als beim Wolga-Gambit opfert Weiß im Morra-Gambit einen wertvollen Zentral- und keinen Randbauern, wofür der Gewinn eines einzigen Tempos (das Schlagen mit dem Damenspringer auf c3) allgemein nicht als ausreichend angesehen wird. Bei ungenauem Spiel kann Schwarz aber große Probleme bekommen. Daher erfreut sich dieses Gambit vor allem in Amateurkreisen einer gewissen Beliebtheit.

Eine typische Stellung entsteht nach den weiteren Zügen 3. ... d4xc3 4. Sb1xc3 Sb8-c6 5. Sg1-f3 e7-e6 6. Lf1-c4 d7-d6 7. 0-0 Sg8-f6 8. Dd1-e2 Lf8-e7 9. Tf1-d1 e6-e5 mit Kompensation für den geopferten Bauern.

Nach 5. ... e7-e6 6. Lf1-c4 Sg8-f6 7. 0-0 Dd8-c7 8. Dd1-e2?! Sf6-g4! 9. h2-h3 ?? (oder 9. Lc4-b3 ??) Sc6-d4! tappt Weiß in die "sibirische Falle".

Nach 5. ... d7-d6 6. Lf1-c4 Sg8-f6 geht schon 7. e4-e5 . 7. ... d6xe5 8. Dd1xd8+ Sc6xd8 9. Sc3-b5 Tb8 10. Sf3xe5 erhält Weiß die Initiative.

Jetzt aber zu ganz konkreten Varianten :

Polugajewski empfiehlt (1986) /Sportverlag-Ostberlin

 1.e4; c5 2.d4; cxd4 3.c3; dcx3 4.Sxc3;Sc6 5.Sf3; e6 6.Lc4;d6 7.0-0;Sf6 8.De2;a6 9.Td1; Dc7 10.Lf4;Le7 11.Tac1;Db8 12.Lb3; 0-0 13.Lg3;Se5 14.h3;b5 und die schwarze Stellung ist durchaus erfolgversprechend (Rodionow-Gik,Moskau 1970, Seite 9)!

 Der Schachinformator (Mantanovic) hält sich im Wesentlichen auch an die vorgegebene Variante, weicht aber bei 10.Lf4 mit 10.Lg5 ab. Im Anhang ergänzt er noch die Quelle oben mit einer zusätzlichen Partie Dukur – Vitolins (corr. 1974)

1.e4; c5 2.d4; cxd4 3.c3; dcx3 4.Sxc3;Sc6 5.Sf3; e6 6.Lc4;d6 7.0-0;Sf6 8.De2;a6 9.Td1; Dc7 10.Lg5;Le7 11.Tac1;0-0 12.Lb3;h6 13.Lf4;e5 = Im 11.Zug bietet sich Db8 an mit obigem Muster. Interessant ist auch, daß B.Fischer gegen Kortschnoi 14.Le3; Dd8 15.Sd5; Sxd5 16Lxd5;Ld7 ,mit Ausgleich, spielte.

 Und Josef Palkövi, der im Ungarischen eine Abhandlung über das Morra-Gambit geschrieben hat, bietet dieser Variante in seinem Buch auch sehr viel Platz. Er weist unter anderem auf den Zug 12.Ld3 statt Lb3 hin und zeigt, daß Db8 jetzt fehlerhaft ist, stattdessen setzt er mit 12. …;e5 13.Le3 und Da5 fort. Die angegebene Variante 14.Ld2; Lg4 15.Sd5;Dd8 16.Sxe7;Dxe7 17.De3;Sd4 18.Lc3;Sxf3 19.gxf3;Lc6 20.Lb1;Sh5 ist vorteilhaft für Schwarz.

 

 Und in TWIC (The Week in Chess) stellt 2009 eine Abweichung in dieser Variante, die Chicago-Variante, zur Diskussion. Der Vorstoß a6/b5 mit der Überführung des Turms von a8 über a7 nach d7 wird hier thematisiert. Die Variante geht wie folgt: 1.e4; c5 2.d4; cxd4 3.c3; dcx3 4.Sxc3;Sc6 5.Sf3; e6 6.Lc4;d6 7.0-0;a6(statt Sf6) 1.e4; c5 2.d4; cxd4 3.c3; dcx3 4.Sxc3;Sc6 5.Sf3; e6 6.Lc4;d6 70-0;a6  8.De2;b5 9.Lb3;Ta7 10.Le3;Td7 usw.

Dazu drei gespielte Partien auf IM-Level :

Zelic,Mladen  - Bozinovic,Bogdan

1.e4 c5 2.d4 cxd4 3.c3 dxc3 4.Nxc3 Nc6 5.Nf3 d6 6.Bc4 e6 7.0-0 a6 8.Qe2 b5  9.Bb3 Ra7 10.Be3 Rd7 11.Nd4 Nxd4 12.Bxd4 Nf6 13.f4 Be7 14.f5 e5 15.Bf2 Bb7 16.Rfd1 d5 17.exd5 0-0 18.Qxe5 Ng4 19.Qg3 Nxf2 20.Qxf2 Qc7 21.Ne4 Qe5 22.f6 Qxe4 23.Re1 Qb4 24.Rxe7 Rxe7 25.fxe7 Qxe7 26.Qb6 Rd8 27.Rd1 Rd6 28.Qc5 g6 29.h3 Qe5 30.Qd4 Qxd4+ 31.Rxd4 Kf8 32.Kf2 Ke7 33.Ke3 Rd7 34.Re4+ Kd6 35.Kd4 Rd8 36.Re3 Bc8 37.Bd1 Bd7 38.Ra3 Bc8 39.Rf3 f5 40.Re3 Bd7 41.Ra3  ½

Souleidis,Georgios -  Kohlweyer,Bernd

1.e4 c5 2.d4 cxd4 3.c3 dxc3 4.Nxc3 e6 5.Nf3 a6 6.Bc4 Nc6 7.0-0 d6 8.Qe2 b5 9.Bb3 Ra7 10.Rd1 Rd7 11.Be3 Nf6 12.Nxb5 axb5 13.Qxb5 Bb7 14.e5 Nd5 15.Bxd5 exd5 16.Bb6 Qa8 17.exd6 Bxd6 18.Rxd5 Ba6 19.Qa4 Bxh2+ 20.Kh1 Rxd5 21.Qe4+ Ne7 22.Qa4+ Qc6 23.Qxa6 Bc7 0-1

Langrock,Hannes  -  Seifert,Volker

1.e4 c5 2.d4 cxd4 3.c3 dxc3 4.Nxc3 Nc6 5.Nf3 d6 6.Bc4 e6 7.0-0 a6 8.Qe2 b5 9.Bb3 Ra7 10.Be3 Rd7 11.Rac1 Bb7 12.Nxb5 axb5 13.Qxb5 Be7 14.Rxc6 Bxc6 15.Qxc6 Nf6 16.e5 dxe5 17.Nxe5 Qc7 18.Qb5 0-0 19.Nxd7 Qxd7 20.Qxd7 Nxd7 21.Rd1 Nc5 22.Bc4 Rc8 23.b3 Ne4 24.a4 Bb4 25.Bb6 Nd2 26.a5 Ra8 27.Ra1 Kf8 28.a6 Nxc4 29.bxc4 Ke7 30.a7 Kd7 31.Rd1+ Kc6 32.Rd8 Rxd8 33.Bxd8 Kb7 34.Bb6  1-0

Palkövi sieht diese Variante kritischer und belegt seine Ansicht auch mit entsprechenden Fakten wie  in den Varianten erläutert wird.

So, das war ein Abriß über das Angebot, gehen wir jetzt ins Detail und schauen uns die Varianten und die Pläne dazu an.

 

 

 

Dc7-System

 Baut Schwarz seine Stellung mit Sc6-d6-e6-Sf6-Le7-Dc7 auf, so arbeitet der Weiße im Wesentlichen mit drei Mechanismen – der Drohung e4-e5, dem Druck auf der d-Linie mit Td1 – Sc3-d5 und Lf4 und der offenen c-Linie durch Tac1. Spielt man die Hauptzüge der Variante durch, fällt die unsichere Lage der schwarzen Dame auf. Diese ist der Fesselung auf der d-Linie (schematischer Unterschied der Chicago-Variante : der a-Turm hebt die Fesselung über Ta8-a7-d7 auf) wird durch Dc7 zwar aufgehoben, die schwarze Dame sieht sich aber weiteren Drohungen durch Lf4, Tac1 und auch  Sd5 ausgesetzt.

1.e4; c5 2.d4; cxd4 3.c3; dcx3 4.Sxc3;Sc6 (Schwarz bestimmt hiermit die Richtung. Andere Möglichkeiten leiten zur Textvariante über oder sind wenig ergiebig.) 5.Sf3; e6 (Als Alternative wäre die Fiancettierung des schwarzfeldrigen Läufers möglich. Die Ergebnisse sprechen aber eher für Weiß, so daß das Gambit gerechtfertigt wäre.) 6.Lc4;d6 7.0-0;Sf6 (Sofortiges a6 mit der Idee nach Ld7 die Dame nach b8 zu überführen bildet einen interessanten Komplex, der aber zur Zeit dem Weißen größere Chancen einräumt.) 8.De2;a6 (Erfahrungen in der Vergangenheit haben gezeigt, daß dieser Zug gespielt werden muß.) 9.Td1; Dc7 – die Ausgangsstellung

Diese vorhergenannte Zugfolge muß so oder kann mit maßvollen Zugumstellungen gespielt werden. In der erreichten Stellung besitzt Weiß den angestrebten Angriffsaufbau, während Schwarz alle Verteidigungsressourcen mobilisiert hat. In der Folge versucht Weiß mit Lf4 oder Lg5 weiteren Druck auf die schwarze Position auszuüben. Andere Züge sind weniger sinnvoll, beispielsweise :

10.Sd5?(jedenfalls zu früh);exd5 11.exd5;Se5 12.Sxe5; dxe5 13.Lg5;Ld6 14.Tac1;De7 -+

Zuerst zu Lf4 :

10.Lf4;Le7 (Alle andere Züge haben dem Weißen anrennen nicht standgehalten: 10. …;e5? (nicht gut, da die Dame sich schon auf c7 befindet)11.Sd5!; Dd8(11. …;Sxd5 12.exd5;Sb8 13.Tac1; Dd8 14.Sxe5!;Le7 15.Te1; 0-0 16.Sc6 +-) 12. Le3; Sxd5 13.Lxd5; De7? 14.Tac1;Sd8 15.Lb6 +-   oder  10….;Sd7?! 11.Tac1;Db8 12.b4!; Sce5 (12. …;Sxb4? 13.e5 ;dxe5 14.Sxe5;Sxe5 15.Lxe5;Da7 16.Lb5+!;Sc6 17.Sd5;axb5 18.Sc7+; +- 13….;d5 14.Lxd5;Le7 15.Le4;0-0 16.Lg5;Lxg5 17.Lxh7+!+-) oder 10. …;Ld7 11.Tac1;Le7 12.Lb3; 0-0 führt uns zu dem Abspiel „Alternativen zu 12. …;Db8 der Hauptvariante“ oder 10. …;Se5?(nicht zu empfehlen) 11.Lxe5;dxe5 12.Tac1;Db8 13.Lb5;Sd7 14.Dd3; axb5 15.Sxb5; f6 16.Sc7+; Kf7 17.Db5!;Le7 18,Sxe6(Analyse Flesch);Ta6 19.Sc7;Tc6 20.Db3; Kf8 21.Se6+ mit Vorteil für Weiß)

Jetzt untergliedert sich die Variante in zwei Abspiele : 11.e5 und 11.Tac1

11.e5;Sh5! 12.Lg5(12.exd6;Sxf4 13.dxc7;Sxe2 14.Lxe2;Ld7 = oder 13.Dd2;Lxd6 14.Dxd6; Dxd6 15.Txd6;e5(befreit den Läufer) 16.g3;Lg4=);Lxg5 13.Sxg5;Sf4 14.Df3;dxe5 15.Sce4;0-0 mit unklarem Spiel und Chancen auf beiden Seiten

11.Tac1; 0-0 12. Lb3 (eine sehr interessante Alternative bildet hier Ld3, vor allem, weil der Schwarzspieler mit der veränderten taktischen Zielrichtung vertraut sein muß – später dazu aber mehr); Db8 13.Sa4 (Die anderen Züge sind weniger zielstrebig und verschaffen dem Schwarzen die erhoffte Befreiung aus der Umklammerung, also : 13.Lg3; Se5 14.h3;b5 15.Sd4;Lb7 16.f4;Sc6 17.Sxc6; Lxc6 = oder 13.e5?!; Sh5 14.exd6;Sxf4 15.Dd2; Lxd6 16.Dxd6 = oder 13.Sd5?;exd5 14.exd5;Se5 15.Sxe5; dxe5 16.Lxe5;Ld6! oder 13.h3; Se5 und weiter wie bei Lg3 ); b5! (Sieht aus wie ein Fehler, ist aber keiner, auch der Zug 13. …;Sd7 ist spielbar ) 14. Txc6; bxa4 15.Lxa4;Ld7 16,Tc4;Lb5! 17.Lxb5;axb5 18.Tb4;Txa2 19.Txb5;Da8 = (Weiß hat verschiedene Fortsetzungsmöglichkeiten, aber Schwarz kann immer ausgleichen : z.B. 20.Lg5;Tc8 21.e5;dxe5 22.Sxe5;Da6 23.Df1,h6 mit ganz leichtem Vorteil für Schwarz )

Abweichungen :

 12.Ld3 (Dadurch wird die Zielrichtung des weißen Spiels geändert. Das Kampfgeschehen konzentriert sich nicht länger auf das Zentrum, die c-, d- und e-Linie, sondern Weiß nimmt den Punkt h7 auf’s Korn wie auch der fehlerhafte schwarze Zug Db8 belegt);Da5 ( 12….;Db8? 13.e5;dxe5 14. Sxe5;Sxe5 15.Lxe5;Da7 16.Ld4!;Db8 17.Sa4;Sd5 18.Sb6;Sxb6 19.Le5;Da7 20.Lxh7+;Kxh7 21.Dh5+;Kg8 22.Lxg7;Kxg7 23.Tc3 +- ) 14.e5; dxe5 15.Sxe5;Sxe5 16.Dxe5;Dxe5 17.Lxe5 und Schwarz hat eine defensive aber feste Stellung ; Td8 18.Sa4;Sd5 19.Le4;Ld7 mit Ausgleich ! Mit 16.Lxe5; kann Weiß die Lage im Zentrum angespannt halten, dürfte aber wohl keine vollständige Kompensation für den Bauern haben z.B. 16….;Td8 17.a3;Ld7 18.h3;Tac8 usw. Da es ein offener Kampf geworden ist, entscheidet aber letztlich nicht der Bauer, sondern der bessere Plan über den Gewinn der Partie.

13. …;Sd7 (Wer b5 nicht mag, sollte sich für diesen Zug entscheiden. Alle Anderen sind minderwertig ) 14.Lg5;Lxg5 15.Sxg5;Sa5 16.Lxe6; fxe6 17.Sxe6;Tf6 18.Sc7;b5 19.Sxa8; Dxa8 20.Sc3 =+ mit unklarem Spiel !

 

Die Chicago-Variante

 1.e4; c5 2.d4; cxd4 3.c3; dcx3 4.Sxc3;Sc6 5.Sf3; e6 6.Lc4;d6 7.0-0;a6 (statt Sf6)  8.De2;b5 9.Lb3;Ta7?! 10.Le3;Td7 11.Tac1 (Sxb5; axb5 12.Dxb5;Lb7 13.La4; Sge714.Tfc1; Da8 ); Lb7 (provoziert das Opfer Sxb5) 12.Tfd1 (hier wird Weiß zu dem Opfer Sxb5 verführt – siehe unten); Sf6 13. Sd4; Sxd4 14.Txd4;Le7 15.a4;0-0 16.f3;b4 17.Txb4;d5 18.Td4; Db6 19.Td3;d4 mit verwickeltem, aber für Schwarz vorteilhaftem Spiel =+

Abweichungen :

12. Sxb5; axb5 13.Dxb5; Sge7 14.La4; e5 (Alles mehr oder minder erzwungen und besser als Da8, da es Sd4 verhindert) Weiß erhält das etwas bessere Spiel : 15.Tfd1;Da8 16.Db3; h6 +=